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Sehr geehrte Besucher dieser Webseite!

Beim Erstellen dieser Webseite war eine der überlegenswerten Fragen, ob es denn klug sei, die Adresse des Ateliers bekanntzugeben. Denn die Gabe sich auf künstlerische Weise ausdrücken zu dürfen, hat leider eine kleine Schattenseite: Besuch nicht jederzeit empfangen zu „können“.

Durch diesen Besuch nämlich – wie liebenswert er auch sein mag, wie sehr er auch das künstlerische Ego berührt, wie interessiert, betucht, kauffreudig oder dem Auge wohlgefällig – stets bedeutet ein unangekündigter Besuch, daß der Künstler aus seiner Arbeit „gerissen“ wird. Wäre nun dieses Herausgerissen werden an sich noch gar nicht tragisch, ja manchmal sogar äußerst willkommen, so ist das wieder „hineinkommen“ in die Arbeit manchmal schlichtweg kaum mehr möglich.

Aber nicht nur das: auch liegt, steht oder sitzt das eine oder andere mal ein Aktmodell zu Akte, das sich beim Besuch selbstverständlich wieder anziehen würde (nicht gerade weil Besucher dies unbedingt wünschten, insbesondere, sollte es sich um männliche handeln, sondern weil es die Sitte, die gute allemal, erfordert und auch in realiter die meisten Besucher, hier sogar der männliche eher als der weibliche, überfordert sein könnte mit einer nackten jungen Dame small zu talken), und, so dies öfter geschähe (das Aus-und Anziehen), der ständige Wechsel von gesitteter Betuchtheit[1] zu drapierter nackter Laszivität nicht nur den Künstler völlig verwirren würde können – wer wäre es nicht? –  sondern dem Modell durch den klimatischen Wechsel im Sommer möglicherweise eine Sommergrippe, im Winter umso sicherer eine Wintergrippe eintrüge. Gerade der Zeitraum des nötigen Auskurierens könnte aber – man soll es ja nicht herbeireden …aber wie das Leben manchmal so spielt –  besagter Studentin eine nicht wieder aufzuholende Wissenlücke in ihrem universitärem Fachgebiet „bescheren“, die in ihrem zukünftigen Arbeitsleben den kleinen, aber in seiner Auswirkung eminent wichtigen Unterschied gegenüber einem Konkurrenten auf der hart umkämpften, freien marktwirtschaftlichen Karriereleiter ausmachen.

Dies wäre nicht nur allen emanzipatorischen Bestrebungen um gleiche Chancen – auch auf Bezahlung – am Arbeitsplatz nicht zuträglich, sondern würde im schlimmsten Falle das Einkommen der nun nicht Beförderten schmälern, damit unweigerlich dem erwünschten Kauf- und Konsumverhalten sowohl der deutschen Wirtschaft, als auch – folgerichtig – deutschen Bundesregierung Schranken setzen, was wiederum das fehlende Pünktchen auf dem i der instabilen liberalen lädierten deutschen Wirtschaft sein könnte, welche dann zusammenbräche! Weimarer Verhältnisse wären die folgenrichtige Folge, und weitere Folgen gar nicht erst auszumalen, weil sich das sogar zu besagten Zeiten niemand nie nicht ausmalen konnte (außer vielleicht ein verhinderter Kunstmaler in Wien[2]).

Da stehe uns Gott, Schröder und Merkel bei, daß der deutschen Wirtschaft solche Unbill erwachse und dies alles nur, weil durch einen spontanen Besuch im Atelier eines begnadeten Künstlers das Modell, durch ebendiesen Besuch, mehrmals dazu hätte veranlasst worden sein, sich wieder anzuziehen.

Dies (und anderes, und das wieder Anziehen) möchten wir selbstverständlich in staatsbürgerlicher Pflicht als freideutscher Konsument tunlichst verhindern und ersuchen deshalb vor einem Atelierbesuch (ob unter der Woche oder an ihrem Ende) um terminliche Abstimmung per E-Mail.

E-Mail: christian@mitterecker.eu


[1] Hermann Alexander Graf Keyserling, der 1919 das »Reisetagebuch eines Philosophen« herausgab, wäre hier allerdings anderer Meinung gewesen und hätte nicht die nackte, sondern gerade die bekleidete Frau als die laszive, frivolere, betrachtet, deren Wesen in der Wahl der Kleider, sowie ausschließlich darauf gerichtet sei, im Manne das Begehren zu wecken, ihr diese, mit Bedacht zusammengestellten Kleidungsstücke wieder auszuziehen. „Nichts gibt es an der europäischen Frau, vom durchbrochenem Strumpf bis zur Reinheit der Unschuld, die sie zur Schau trägt, das nicht auf Raffinierteste darauf berechnet wäre, das Begehren des Mannes zu reizen; jedes Kleidungsstück mehr, das sie anlegt, wirkt als eine Aufforderung mehr, es ihr abzuzwingen.“ … „Zeigt eine Frau bei uns nur ihren Schuh, so bedeutet das mehr, als wenn eine Japanerin sich auszieht; …“ Keyserling, Hermann Graf: „Reisetagebuch eines Philosophen“; Verlag von Duncker & Humblot: München und Leipzig, 1919. S.486, 487 und 488.

[2] Adolf Hitler strebte die akademische Ausbildung zum Kunstmaler an und bewarb sich 1907 um ein Kunststudium an der Wiener Kunstakademie; wurde jedoch abgelehnt.